Die Methoden für Diagnose, Therapie und Kontrolle von Krebs beruhen hauptsächlich auf Biopsien. Diese erfordern jedoch invasive chirurgische Eingriffe, bei denen eine Gewebeprobe zur weiteren Untersuchung entnommen wird. Ein neuartiges Instrument, entwickelt von Forschern vom Laboratory for Analysis and Architecture of Systems (LAAS-CNRS) zusammen mit der Cancer University Institute of Toulouse (IUCT) und dem Rangueil-Krankenhaus, ermöglicht nun erstmals eine sogenannte Flüssig-Biopsie auf Basis eines einfachen Bluttests.
Ziel dieses Projekts ist es, im Blutkreislauf zirkulierende Tumorzellen (CTCs, aus dem Englischen circulating tumor cells) zu isolieren. Diese Zellen lösen sich von festem Tumorgewebe ab und fließen im Blutstrom. Mit einem Nanoscribe-3D-Drucker stellten die Wissenschaftler eine komplexe mikroperforierte Membranstruktur her. Dank der äußerst präzisen Poren und des auf die Flüssigkeitsdynamik zugeschnittenen 3D-Designs des Mikrokäfigs kann das Gerät CTCs in in-vitro-Studien erfassen und isolieren.
Darüber hinaus stellten die Wissenschaftler die gleichen 3D-Mikrobauteile in metallisierter Form her, weil sich diese besser für die klinische Routine eignen als 3D-gedruckte Polymer-Mikrobauteile. Mit Hilfe mehrschichtiger elektrochemischer Abscheidung von Nickel wurde das metallische Mikrobauteil hergestellt. Die Struktur ist so klein, dass sie sich auf eine konventionelle medizinische Injektionsnadel montieren lässt. So konnte die Erfassung von im Blut zirkulierenden Tumorzellen in vivo validiert werden.
3D-Mikrostrukturen in klinischen Verfahren
Das französische Start-up SmartCatch entwickelt auf Grundlage der im Forschungsprojekt entwickelten 3D-Mikrobauteile Produkte für die Flüssigbiopsie mittels CTC-Filterung. Zu ihren Lösungen gehört ein tragbares Produkt, das sich in etablierte Apheresegeräte intergrieren lässt, wie sie in Kliniken und Krankenhäusern üblicherweise zur Bluttrennung eingesetzt werden. Die CTC-Isolation kann in klinische Verfahren zur Echtzeit-Überwachung von Tumorzellen eingebettet werden. Dies ist angezeigt bei der Frühdiagnose, bei personalisierten Therapien und der Nachsorge von Krebsbehandlungen. Das Unternehmen wurde gemeinsam von Wissenschaftlern des LAAS-CNRS, Urologen des IUCT und der Uropole in Montauban gegründet.