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25. Mai 2022

3D-gedruckte apochromatische Linsen für
aberrationsfreie Abbildungen

rendering sketch lenses

Ist die Verarbeitung verschiedener Materialien die Zukunft des 3D-Drucks? Im Makromaßstab bestehen Verbundlinsen aus Materialien mit unterschiedlichen optischen Eigenschaften und werden üblicherweise zur Korrektur chromatischer Aberrationen in hochwertigen optischen Systemen wie Teleskopen oder Mikroskopobjektiven verwendet. Wissenschaftler der Universität Stuttgart haben nun eine 3D-gedruckte Multimaterial-Hybridlinse vorgestellt, die chromatische Aberrationen für Anwendungen im Bereich der Mikrosysteme korrigiert.

Die Erfindung der achromatischen Linse lässt sich bis in das 18. Jahrhundert zurückverfolgen und wurde zum Grundpfeiler fast aller modernen optischen Systeme wie Teleskope, Kameraobjektive oder Mikroskope. Der Grundgedanke dieser Linsen ist die Verbesserung der Bildqualität durch die Korrektur der chromatischen Aberration. Die Unvollkommenheit eines optischen Bildes kann verringert werden, indem zwei Materialien mit unterschiedlicher Dispersion in einem Objektivdesign so miteinander kombiniert werden, dass die Fokuspunkte verschiedener Wellenlängen zusammenfallen. Während Linsen mit korrigierter chromatischer Aberration für Anwendungen im Makrobereich weit verbreitet sind, bleibt ihre Herstellung im Mikrobereich eine Herausforderung.

Zwei-Photonen-Polymerisation für außerordentlich gute Mikrooptiken

Ein Team der Universität Stuttgart hat es sich daher zur Aufgabe gemacht, mithilfe der Mikrofabrikationstechnologie von Nanoscribe nahezu perfekte Mikrolinsen herzustellen. Die Zwei-Photonen-Polymerisation (2PP) ermöglicht es den Forschern, Freiformlinsen zu drucken, die zum einen die Unvollkommenheit sphärischer Linsen überwinden und zum anderen chromatische Aberrationen kompensieren können. In einem ersten Schritt druckten die Wissenschaftler hierfür eine hybride refraktiv-diffraktive Mikrolinse. Diese führt die Brennpunkte der beiden sichtbaren Wellenlängen von 500 nm und 700 nm zusammen. Um die chromatische Aberration noch weiter zu kompensieren, kombinierte das Team beim Druck der Hybridlinse zwei Materialien mit unterschiedlichen optischen Eigenschaften. Auf diese Weise realisierten sie dank der Zwei-Photonen-Polymerisation die weltweit erste apochromatische refraktiv-diffraktive Mikrolinse.

Refraktive Optiken werden mit diffraktiven Optiken kombiniert

Mit dem Ziel, chromatische Aberrationen zu reduzieren, greifen die Forscher auf das Konzept einer hybriden refraktiv-diffraktiven Linse mit einem Durchmesser von 400 µm zurück und schöpfen dabei das Potenzial des unterschiedlichen Dispersionsverhaltens von refraktiven und diffraktiven Optiken aus. Während die Brennweite refraktiver Optiken mit zunehmender Wellenlänge zunimmt und sie damit eine positive Dispersion aufweisen, zeigen diffraktive Optiken das entgegengesetzte Verhalten. Additive Fertigungsverfahren wie z. B. das direkte Laserschreiben bieten eine große Designfreiheit, das den Wissenschaftlern die Kombination eines refraktiven mit einem diffraktiven Design in einer einzigen Linse ermöglichte. Diese hybride Mikrolinse bringt rotes und blaues Licht auf die gleiche Brennweite, sodass die Qualität der Bilder des Testobjekts im Vergleich zu einer asphärischen refraktiven Linse deutlich optimiert wird.

Mit Nanoscribe Druckmaterialien zu 3D-gedruckten Apochromaten

Vom Ehrgeiz gepackt, suchte das Team der Universität Stuttgart nach weiteren Optimierungen der achromatischen Linse mit dem Ziel, eine möglichst perfekte apochromatische Linse zu realisieren. Dafür zentral ist die Idee, eine dritte Wellenlänge von 600 nm zu korrigieren und in die Brennebene der beiden korrigierten Wellenlängen der achromatischen Linse zu bringen.

Herkömmliche Makro-Dubletten bestehen aus Glas, das unterschiedliche Dispersionseigenschaften aufweist. Sie können so eingestellt werden, dass sie verschiedene Wellenlängen auf ein- und denselben Brennpunkt bringen. Für den 2PP-gedruckten Apochromaten ließen sich die Wissenschaftler von diesem klassischen Ansatz inspirieren und druckten eine Dublettlinse aus Druckmaterialien mit unterschiedlichen optischen Eigenschaften.

Der Fotolack IP-n162 aus dem IP Photoresin-Portfolio von Nanoscribe stellte sich als erfolgskritisch für die Zielsetzung der Forscher heraus, eine apochromatische Doppellinse zu drucken. Das Druckmaterial weist dank eines hohen Brechungsindex eine starke Dispersion auf und wird für den Druck des negativen, konkav geformten Teils der Linse verwendet. Auf dieses erste Element der Linse druckten die Wissenschaftler eine konvexe Linse mit dem integrierten diffraktiven Design der refraktive-diffraktiven Hybridlinse. Auf diese Weise stellen die Wissenschaftler Mikrolinsen her, die chromatische Aberrationen für den sichtbaren Wellenlängenbereich perfekt korrigieren und den Weg für neue, optimierte mikrooptische Systeme ebnen.

Sind Sie daran interessiert, mehr über dieses Forschungsprojekt zu erfahren? Die vollständige wissenschaftliche Veröffentlichung finden Sie hier: 3D printed hybrid refractive/diffractive achromat and apochromat for the visible wavelength range

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