News
September 13, 2023

Neuartiger Druck von Mikrogefäßen ermöglicht 3D-Durchblutung von großen Geweben

Das durchblutete Gewebe bedeckte das gesamte Volumen des 3D-gedruckten mikrovaskulären Gitters
Mit der Zeit bedeckte das perfundierte Gewebe gleichmäßig dicht das gesamte Volumen des 3D-gedruckten mikrovaskulären Gitters. An der Peripherie wurden die für Hirnorganoide charakteristischen wulstigen Epithelauswüchse beobachtet, die auf eine stärkere Zellproliferation in den perfundierten Gittern im Vergleich zu den nicht perfundierten Proben hindeuten. Abbildung: Siehe Quelle unter diesem Artikel.

In der Forschung zur regenerativen Medizin stellt die Durchblutung von künstlich gezüchtetem Gewebe eine Herausforderung dar. Die angestrebten mikroskaligen Gefäße müssen ein Netzwerk bilden, das auch große Gewebe durchströmen kann. Mit Hilfe des auf der Zwei-Photonen Polymerisation basierenden 3D Drucks wurde ein mikrofluidisches System gefertigt, das aus einem Netzwerk von 3D-Mikrogefäßen aus röhrenförmigen 3D-Hydrogelstrukturen besteht. Das komplexe Mikrogefäßsystem kann Gewebe mit einem Volumen von mehreren Kubikmillimetern mit einer Nährflüssigkeit durchströmen. Dadurch kann das Gewebe lange Zeit überleben und in in-vitro Kulturen eine Zellproliferation und -differenzierung ermöglichen. Die Ergebnisse dieses synthetischen Gefäßsystems sind ein wichtiger Ausgangspunkt für die Realisierung komplexer humaner Gewebemodelle.

Künstliche menschliche Gewebe und Organoide oder "Mini-Organe" haben das Potenzial, in Biologie und Biomedizin zum Verständnis von Zellproliferation, Gewebedynamik und Krankheit beizutragen. Sie könnten in der regenerativen Medizin und in Studien zur Entdeckung von Arzneimitteln eingesetzt werden. Es wird erwartet, dass großmaßstäbliche Gewebemodelle aufgrund ihrer beispiellosen Komplexität die Eigenschaften ihrer menschlichen In-vivo-Gegenstücke gut nachahmen und eine vielversprechende Alternative zu Tierversuchen darstellen.

Die Gefäßbildung im Mikromaßstab ist jedoch von entscheidender Bedeutung, um die in vivo-ähnliche Umgebung in künstlich hergestelltem Gewebe zu reproduzieren. Das Vorhandensein eines Netzwerks von Mikrogefäßen, die aus Kapillaren bestehen, ist für die Mikrozirkulation und den Austausch von Sauerstoff, Nährstoffen und Abfallprodukten unerlässlich. Wissenschaftler der KU Leuven haben sich mit diesem Problem befasst und es geschafft, ein weiches 3D-Mikrofluidikgitter herzustellen, das große Gewebekonstrukte im Kubikmillimeterbereich durchströmen kann. Für die Herstellung der weichen mikrofluidischen Gitter wurde ein Hydrogel-Material gewählt, das für Gase und Nährstoffe durchlässig ist.

3D-Druck von Mikrogefäßnetzwerken

Die Zwei-Photonen-Polymerisation (2PP) von Nanoscribe ist die Schlüsseltechnologie zur Herstellung von hochvernetzten Netzwerken synthetischer Mikrogefäße. Die Präzision der 2PP-basierten 3D-Drucker ermöglicht die Herstellung filigraner kapillarähnlicher Röhren mit Durchmessern und Dicken von wenigen Mikrometern. Die Drucker können diese Art der Fertigung auch über Volumina von mehreren Kubikmillimetern durchführen. So kann die komplexe Geometrie des Gefäßnetzwerks die Durchblutung über einen großen dreidimensionalen Raum von mehreren zehn Kubikmillimetern sicherstellen. Die Rapid-Prototyping-Fähigkeiten der Nanoscribe-Technologie ermöglichen einen formgenauen Druck der CAD-Geometrie und machen sie zur idealen Technologie für diese anspruchsvolle Mikrofabrikationsaufgabe.

Maßgeschneidertes Hydrogel-Biomaterial

Der Schlüssel zu den erforderlichen Diffusionseigenschaften des Gefäßnetzwerks liegt in der Wahl des Materials. Die Wissenschaftler entwickelten ein maßgeschneidertes Material auf der Basis eines weichen, nicht quellenden Hydrogels, das den Austausch von Sauerstoff, Nähr- und Abfallstoffen ermöglicht. Die nicht quellenden Eigenschaften des Hydrogels sind wichtig, um zu verhindern, dass die Versiegelung zwischen dem weichen mikrofluidischen Gitter und der Kunststoffunterlage, auf die das Gitter 3D-gedruckt wurde, bricht. Die Wahl des nicht quellenden Hydrogels ist auch deshalb möglich, weil die 3D-Drucker von Nanoscribe als offene Materialsysteme konzipiert sind, die mit der Verwendung individuell anpassbarer, kommerziell erhältlicher Materialien von Drittanbietern kompatibel sind.

Beschleunigte Zelldifferenzierung in großen Geweben

Die neuartige weiche mikrofluidische 3D-Zellkulturplattform ermöglicht die Mikroperfusion verschiedener Gewebekonstrukte. Ausgehend von Stammzellen stellten die Wissenschaftler Hirnorganoide und Lebergewebekonstrukte durch kontrollierte Differenzierung her - ein Prozess, bei dem Stammzellen ihre spezifischen Rollen im Körper übernehmen (und z. B. zu Neuronen oder Hepatozyten werden). Die Forscher fanden heraus, dass die Mikroperfusion das Gewebewachstum und den Differenzierungsprozess im Vergleich zu nicht perfundiertem Gewebe und herkömmlicher Zellkultivierung signifikant beschleunigte. Darüber hinaus bestätigte die Analyse des perfundierten Nervengewebes die hohe Lebensfähigkeit des Gewebes über lange Zeiträume hinweg.

Sind Sie an weiterführenden Einblicken in dieses spannende Forschungsprojekt interessiert? Dann lesen Sie hier die komplette frei zugängliche wissenschaftliche Publikation auf Englisch: Large-scale perfused tissues via synthetic 3D soft microfluidics

Diese Publikation sowie wissenschaftliche Fachzeitschriftenbeiträge zu über eintausend weiteren Forschungsprojekten von Nanoscribe Kunden und Systemnutzern finden Sie im Premium-Bereich auf unserer Webseite in einer Datenbank mit Stichwortsuche. Registrieren Sie sich kostenfrei, um sich selbst ein Bild vom Potenzial der 3D-Mikrofabrikationstechnologie von Nanoscribe für innovative Anwendungen und grundlegende Innovationen zu machen und auch die Passung zu Ihren Projekten zu prüfen.

Nahaufnahme des 3D-gedruckten weichen mikrofluidischen Kapillargitters aus einem nicht quellfähigen Hydrogelmaterial.
Nahaufnahme des 3D-gedruckten weichen mikrofluidischen Kapillargitters aus einem nicht quellfähigen Hydrogelmaterial. Bild: KU Leuven
Immunfluoreszenzaufnahmen zeigen Anzeichen von Zelltod im inneren Kern des Kontrollorganoids (control) und des nicht perfundierten Gewebes (not perfused, Csp3, grün, mittlere Spalte) und das Fehlen von Zelltoden im perfundierten Organoid. Die für HIF1α gefärbten Proben (grün, linke Spalte) zeigen einen hohen Grad an Sauerstoffmangel in den Kontroll- und nicht perfundierten Organoiden hin.
Immunfluoreszenzaufnahmen zeigen Anzeichen von Zelltod im inneren Kern des Kontrollorganoids (control) und des nicht perfundierten Gewebes (not perfused, Csp3, grün, mittlere Spalte) und das Fehlen von Zelltoden im perfundierten Organoid. Die für HIF1α gefärbten Proben (grün, linke Spalte) zeigen einen hohen Grad an Sauerstoffmangel in den Kontroll- und nicht perfundierten Organoiden hin. Bild: Siehe Quelle unter diesem Artikel.
Hellfeldaufnahmen von neuronalen Sphäroiden während der zweimonatigen Kultivierung. Der Organoid im perfundierten Gitter zeigt ein progressives Wachstum, während im nicht perfundierten Gitter ein fehlgebildetes, faserartiges Gewebe entsteht.
Hellfeldaufnahmen von neuronalen Sphäroiden während der zweimonatigen Kultivierung. Der Organoid im perfundierten Gitter zeigt ein progressives Wachstum, während im nicht perfundierten Gitter ein fehlgebildetes, faserartiges Gewebe entsteht. Bild: Siehe Quelle unter diesem Artikel.

 

Bild-Information

Titelbild: CC BY 4.0 S. Grebenyuk et al., Nat Commun 14, 193 (2023), KU Leuven.

Login Registrieren
Kontakt
Schließen

Sie haben die Wahl

Cookies helfen uns, Sie als Besucher besser zu verstehen und Ihnen eine bessere Erfahrung zu bieten.

Sie haben die Wahl
Cookies helfen uns, Sie als Besucher besser zu verstehen und Ihnen eine bessere Erfahrung zu bieten.
Impressum Datenschutzerklärung
Alle akzeptieren Individuelle Einstellung