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07. Oktober 2021

Mikrostrukturierte optische Faserspitzen für Einzelzellanalysen

Optische Pinzette in gegenläufiger Zweistrahlkonfiguration
Optische Pinzette in gegenläufiger Zweistrahlkonfiguration. Durch das auf Basis einer diffraktiven Fresnel-Optik basierte optische System können Partikel im Brennpunkt zweier gegenüberliegender Strukturen eingefangen werden. Miniaturisierte optische Pinzetten haben ein großes Potenzial im Bereich Life Science und für Anwendungen wie die Einzelzellanalyse. Bild: A. Asadollahbaik, T. Pohl, 4. Physikalisches Institut und SCoPE Forschungszentrum, Universität Stuttgart

Wie können mikroskopisch kleine Objekte wie biologische Moleküle oder sogar lebende Zellen eingefangen und verändert werden? Innerhalb der letzten Jahrzehnte hat sich die optische Pinzette in der Wissenschaft etabliert, um Teilchen einzufangen oder kleinste Kräfte und Wechselwirkungen zwischen einzelnen Molekülen zu analysieren. Durch die Integration optischer Fasern und diffraktiver Mikrooptiken werden optische Pinzetten weiterentwickelt und ihre Miniaturisierung vorangetrieben. In diesem Zusammenhang nutzten Forscher der Universität Stuttgart die Zwei-Photonen-Polymerisation (2PP) für die Mikrofabrikation von 2,5D-Fresnellinsen und gestapelten 3D-Linsensystemen auf Fasern.

Im Jahr 2018 wurde Arthur Ashkin mit dem Nobelpreis für Physik für die optische Pinzette und ihre Anwendungen auf biologische Systeme ausgezeichnet. Die bahnbrechende Technologie hat sich innerhalb der letzten Jahrzehnte nicht nur in der Biologie, sondern in vielen wissenschaftlichen Bereichen etabliert. Sie ermöglicht, mikroskopisch und submikroskopisch kleinste Teilchen einzufangen, zu manipulieren oder an einer bestimmten Stelle zu platzieren. Darüber hinaus messen Wissenschaftler mit diesen optischen Fallen kleinste molekulare Wechselwirkungen und Kräfte, z. B. die Elastizität der DNA. Die Grundidee der optischen Pinzette besteht darin, Teilchen mit einem unterschiedlichen Brechungsindex als das umgebende Medium durch die geringen Anziehungs- und Abstoßungskräfte eines Lichtstrahls einzufangen.

Auf Fasern gedruckte optische Pinzetten

Optische Pinzetten erfordern in der Regel sperrige und teure Aufbauten, wie z. B. Objektive mit einer hohen numerischen Apertur. Wissenschaftler der Universität Stuttgart haben mit der Zwei-Photonen-Polymerisation (2PP) einen kostengünstigen Weg gefunden, eine optische Pinzette direkt auf das Ende einer Glasfaser zu drucken. Diese auf die Faser gedruckten optischen Fallen bezeichnen die Wissenschaftler als gegenläufige Zweistrahlanordnung. Durch die auf zwei Faserenden angebrachten optischen Fallen, die direkt gegenüberliegend ausgerichtet sind, werden Teilchen genau dort eingefangen, wo sich die beiden Fokuspunkte der gegenläufigen Laserquellen treffen. Mit der auf die Faser gedruckten optischen Pinzette haben die Forscher eine hocheffiziente Partikelfalle für sich in Wasser befindende 1 µm und 500 nm große Polystyrolkügelchen entwickelt.

2.5D-Fresnellinse und gestapelte 3D-Designs

Die Wissenschaftler entwarfen drei faseroptische Partikelfallen mit einem Arbeitsabstand von 50, 100 und 200 Mikrometern. Mit einem Nanoscribe Photonic Professional System druckten sie diese optischen Linsen direkt auf die Enden von Glasfasern. Die Hauptarchitektur der 3D-gedruckten optischen Werkzeuge besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil dehnt den in der optischen Faser geführten Lichtstrahl aus und ist notwendig, um den angestrebten Arbeitsabstand und die damit verbundenen hohen numerischen Aperturen zu erreichen. Zentral für die Funktionsweise der optischen Pinzette sind zweitens fein abgestimmte Fresnellinsen, die das Licht effizient fokussieren, um die Partikel an den vorher berechneten Positionen einzufangen. Die Wissenschaftler haben sich aus praktischen Gründen dafür entschieden, diffraktive Mikrolinsen anstelle der herkömmlichen sphärischen Linsen zu drucken. Denn auf Fasern gedruckte brechende Linsen würden zu Designs mit sehr anspruchsvollen Krümmungen führen. Das Design der diffraktiven Fresnellinse ermöglicht hingegen eine optimal auf den gewünschten Arbeitsabstand und die hohe numerische Apertur zugeschnittene Einstellung. Die Forscher druckten drei verschiedene diffraktive Linsen auf das Faserende mit minimalen lateralen Featuregrößen von 1,67 µm am äußeren Rand des Designs und einer Profilhöhe von 3,88 µm.

Für optische Pinzetten mit hohen numerischen Aperturen entfaltet die 2PP-Technologie ihr wahres Potenzial. Mit einer einzelnen Fresnellinse kann die hohe numerische Apertur nicht erreicht werden.

Entwurf einer einzelnen 2,5D-Fresnellinse sowie die dazugehörige REM-Aufnahme der direkt auf die Faser gedruckten diffraktiven Linse (oben). Unten wird der Entwurf von zwei gestapelten Fresnellinsen mit entsprechender REM-Aufnahme des auf die Faser gedruckten Ergebnisses gezeigt.
Entwurf einer einzelnen 2,5D-Fresnellinse sowie die dazugehörige REM-Aufnahme der direkt auf die Faser gedruckten diffraktiven Linse (oben). Unten wird der Entwurf von zwei gestapelten Fresnellinsen mit entsprechender REM-Aufnahme des auf die Faser gedruckten Ergebnisses gezeigt. Dank der Designfreiheit der 2PP-basierten Mikrofabrikation können die optischen Eigenschaften der diffraktiven Elemente leicht eingestellt werden. Bild: A. Asadollahbaik, K. Weber, 4. Physikalisches Institut und SCoPE Forschungszentrum, Universität Stuttgart
Das Intensitätsstrahlprofil einer einzelnen 2,5D-Fresnellinse (NA = 0,5) und das gemessene Profil für ein gestapeltes Design mit einer höheren numerischen Apertur (NA = 0,7).
Das Intensitätsstrahlprofil einer einzelnen 2,5D-Fresnellinse (NA = 0,5) und das gemessene Profil für ein gestapeltes Design mit einer höheren numerischen Apertur (NA = 0,7). Die Messungen zeigen, wie gut die Fresnellinsen das Licht in verschiedenen Entfernungen von der Linse räumlich fokussieren. Bild: A. Asadollahbaik, 4. Physikalisches Institut und SCoPE Forschungszentrum, Universität Stuttgart

Deshalb druckten die Wissenschaftler zwei Linsen übereinander. Beide sind wiederum durch sechs Säulen getrennt, welche die zweite Linse tragen. Die 3D-gedruckten optischen Pinzetten fangen zuverlässig (sub-)mikrometergroße Polystyrol-Testkügelchen bei niedriger Laserleistung ein. Dieser Nachweis der erfolgreichen Funktionsweise der optischen Pinzetten ist insbesondere für Anwendungen in der Biologie interessant, um eine hohe Laserleistungen und damit eine Beschädigung des weichen Gewebes der organischen Probe durch den Laser zu vermeiden.

Dynamic Precision Printing für optimierte 3D-Mikrofabrikationsstrategien

Um die optischen Pinzetten herzustellen, greifen die Wissenschaftler auf unterschiedliche Druckstrategien zurück. Der strahlaufweitende Teil der Pinzette erfordert weniger Präzision bei der Herstellung als die filigranen Mikrostrukturen der optischen Fresnellinse. Daher kann der erste Abschnitt auf der Faser mit höheren Scangeschwindigkeiten und gröberen Slicing- und Hatching-Parametern gedruckt werden. Für den Druck der Fresnellinsen passen die Wissenschaftler die für die höchste Auflösung beim 3D-Druck relevanten Schreibparameter an. Mit dieser ausgefeilten Strategie, die Druckparameter optimal auf die Funktionalität des gewünschten Objekts anzupassen, gelingt es dem Forscherteam, die hochpräzise optische Pinzette in weniger als einer Stunde zu drucken. Diese Vorgehensweise spiegelt auch den Kerngedanken unseres Konzepts des Dynamic Precision Printings wider. Nutzerinnen und Nutzer der Nanoscribe 3D-Druckern können dabei ganz einfach durch unterschiedliche Druckmodi die optimale Balance aus Präzision und Geschwindigkeit für ihre gewünschte Anwendung auswählen.

Mikrofabrikationstechnologien von Nanoscribe für zukunftsweisende Anwendungen

Schlüsselelement dieses beeindruckenden Projekts des Stuttgarter Forscherteams ist eine Fresnellinse, die direkt auf die Facette einer optischen Faser gedruckt wurde. Dabei profitierten die Wissenschaftler insbesondere von einfachen Design-Iterationen und Modifikationen der 2,5D-Linsen in Folge der von ihnen gewählten 2PP-basierten Mikrofabrikationsstrategie von Nanoscribe. Darüber hinaus ermöglicht die Technologie den 3D-Druck komplex gestapelter Linsendesigns. In diesem Zusammenhang ist insbesondere der neue Nanoscribe Quantum X shape vielversprechend für ähnliche und neue Innovationen. Das kürzlich gelaunchte Mikrofabrikationssystem integriert die revolutionäre Technologie der Zwei-Photonen-Graustufenlithografie (2GL ®) für glatte 2,5D-Elemente in optischer Qualität, wie z. B. die beschriebenen Fresnellinsen, mit den 3D-Fähigkeiten für den Druck von Freiform-Mikrostrukturen mit noch nie dagewesener Präzision.

Zur wissenschaftlichen Publikation gelangen Sie hier: Highly Efficient Dual-Fiber Optical Trapping with 3D Printed Diffractive Fresnel Lenses

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